Ernst Ulrich von Weizäcker – Das Kapital …

Ernst Ulrich von Weizäcker

Ernst Ulrich von Weizsäcker, 78 Jahre alt, ist Physiker. Unter anderem war er Direktor des Instituts für Europäische Umweltpolitik und Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Für die SPD saß er von 1998 bis 2005 im Deutschen Bundestag. Seit 2012 ist Ernst Ulrich von Weizsäcker Co-Präsident des Club of Rome.

In der Frankfurter Rundschau vom 07.12.2017 erschien ein Interview mit dem Titel

“Das Kapital ist arrogant geworden”

Herr von Weizsäcker, Ihr Report warnt war einer fehlgesteuerten Globalisierung, die die Übernutzung der Umweltkapazitäten und Vernichtung von Jobs vorantreibt. Hat US-Präsident Trump also doch recht?
Trump ist gnadenloser Materialist ohne jede Bremse bei der Übernutzung der Umwelt. Seine Kritik an der Globalisierung setzt nur dort an, wo die USA sich in eine miese Wettbewerbsfähigkeit hineinmanövriert hat. Protektionismus à la Trump bedeutet, legitime Wettbewerbsvorteile wegzubremsen, etwa von Mexiko gegenüber den USA – deshalb die absurde Idee einer Mauer, die Mexiko auch noch bezahlen soll. Das arrogant gewordene Kapital lässt er dagegen ungeschoren.

Kann das kapitalistische Wirtschaftssystem überhaupt so gesteuert werden, dass es die ökologischen Grenzen nicht überschreitet? Und wenn ja, wie?
Wo nur das Finanzkapital regiert, sind Kollapse vorprogrammiert, nicht nur ökologische, sondern auch finanzielle. Die Marktwirtschaft braucht eine Balance zwischen Staat und Markt. Der Staat und die Staatengemeinschaft müssen daher feste Regeln setzen und durchsetzen. Das ist der politische Kern der von uns postulierten Balance-orientierten „neuen Aufklärung“.

Ihr Bericht endet mit positiven Ausblicken – lauter Erfolgsgeschichten, von der Energiewende über das Kohle-Divestment bis zum indischen „Power-Webstuhl“. Glauben Sie wirklich, dass dadurch der Kollaps noch zu verhindern ist?
Die positiven Beispiele machen Mut, allerdings verhindern sie alleine nicht den Kollaps. Deswegen ist dieser ausführliche Teil drei des Buches auch voll von politischen Strategien und Rezepten für Staat, Investoren und Zivilgesellschaft zu seiner Abwendung. Außerdem braucht es in der Tat ein Umdenken von der Größenordnung einer neuen Aufklärung, denn sonst bleiben all die Vorschläge am Ende doch blanke Illusion.

Autor: Joachim Wille

Quelle: http://www.fr.de/wissen/klimawandel/klimawandel/club-of-rome-das-kapital-ist-arrogant-geworden-a-1402544

Ernst Ulrich von Weizsäcker, * 1939

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